Dr. Hartmut Singbartl Juni 2005 Vorsitzender des Vorstands der Sudetendeutschen Stiftung Zur Verabschiedung des langjährigen Vorstandsvorsitzenden der Sudetendeutschen Stiftung Dr. Fritz Wittmann am 13.06.2005 Wenn einmal das Wirken der Sudetendeutschen, insbesondere der sudetendeutschen Politiker beim Aufbau der Demokratie und damit der Bundesrepublik Deutschland aufgezeigt wird, dann wird der damals schon politisch aktive Studentenvertreter, der Staats- und Völkerrechtswissenschaftler, der Richter und Verwaltungsbeamte, der vielfache Verbandsvertreter, langjährige Bundestagsabgeordnete und eben auch langjährige Vorstandsvorsitzende der Sudetendeutschen Stiftung Dr. Fritz Wittmann an einer hervorragenden Stelle genannt werden müssen. - 1933 in Plan bei Marienbad im Egerland geboren, - nach der Vertreibung aus der Heimat und dem in Ingolstadt abgeschlossenen Abitur 1952 Studium der Rechtswissenschaften in München, - bereits damals Mitglied der CSU, bald Landessekretär der Jungen Union Bayern und Vorsitzender des Rings Christlich Demokratischer Studenten, - nach dem Ersten und Zweiten Juristischen Staatsexamen 1964 promoviert zum Dr. jur. , - dazwischen wissenschaftlicher Assistent am Institut für Völkerrecht in München - und 1961 bis 1963 Richter beim Landgericht, - dann abgeordnet an das Bundesministerium der Justiz, dort neben Mitarbeit im Referat Völkerrecht Persönlicher Referent der Bundesjustizminister Dr. Jäger und auch noch kurz Dr. Heinemann, - von 1967 bis 1971 politischer Referent und enger Mitarbeiter von Staatsminister Dr. Fritz Pirkl im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, - von 1971 an sieben Legislaturperioden hindurch Mitglied des Deutschen Bundestags und in den Ausschüssen Inneres, Äußeres und Recht sowie Vorsitzender des Verteidigungsausschusses, - das sind in knappster Form einige Lebensdaten von Dr. Fritz Wittmann. Nicht zu vergessen seine Reserveoffiziersausbildung, nach der er es bis zum Oberst der Reserve gebracht hat. Als erster Bundestagsabgeordneter wurde er mit dem Ehrenkreuz in Gold der Bundeswehr ausgezeichnet. 1983 wurde er bei einem Schießunfall auf einem Truppenübungsplatz schwer verletzt. Auch das gehört zum Leben des Dr. Wittmann. Dieser bemerkenswerte und geradlinige berufliche Weg war immer verbunden mit einem beispiellosen Einsatz für seine Landsleute und Schicksalsgefährten. Wer sich als beteiligter Zeitgenosse oder später als recherchierender Leser der Aktenbestände die vielfältige Aktivität des Dr. Fritz Wittmann in der Ost- und Deutschlandpolitik, wie in allen wesentlichen Fragen der Vertriebenen allgemein und der Angelegenheiten der Sudetendeutschen im besonderen vor allem in den späteren sechziger und in den siebziger und achtziger Jahren vergegenwärtigt, kann nur immer wieder staunen über die Energie, die Umsicht und die Leidenschaft mit der er dabei seine Ziele verfolgte, Entscheidungsprozesse beeinflußte und steuerte und andere für sich gewann. Wie kein anderer beherrschte er die Instrumente des informellen Beziehungsgeflechts zwischen Politik, Verwaltung und Verbänden, - auch über enge Verbands- und Parteigrenzen hinaus. In juristischen Fachkreisen und Arbeitsgruppen etwa bei wichtigen Stellungnahmen zu den Ostverträgen in den siebziger Jahren, wie später auch zu den Verträgen und Erklärungen nach der Wende, bei der langjährigen Repräsentation des BdV auf Landes- und später auch Bundesebene, im Sudetendeutschen Rat und in den verschiedenen Funktionen der Sudetendeutschen Landsmannschaft war dieses Talent des Initiators, Koordinators, Vermittlers und Durchsetzers Fritz Wittmann wirksam. Sein Meisterstück legte Dr. Wittmann bei der Vorbereitung und Errichtung der Sudetendeutschen Stiftung ab. Mit vollem Recht hat Ministerpräsident Alfons Goppel als Vorsitzender bei der konstituierenden Sitzung des Stiftungsrats am 19. Mai 1971 im Blick auf den Anteil am Zustandekommen und den öffentlich-rechtlichen Status der Stiftung von einer "bayerisch-sudetendeutschen Gemeinschaftseinrichtung" gesprochen. Fritz Wittmann war Akteur auf beiden Seiten. Immer darauf bedacht, dass die sudetendeutschen Interessen dabei ihre gebührende Berücksichtigung finden, mischte er auch kräftig beim Zustandekommen des Westvermögenabwicklungsgesetzes von 1972 und der Zuführungsverordnung von 1974 mit, auf deren Grundlage bekanntlich im Bundesgebiet liegende Vermögenswerte der ehemaligen sudetendeutschen Genossenschaftsbanken in das unantastbare Grundstockvermögen der Sudetendeutschen Stiftung übertragen wurden. Dass sich die Stiftung in den fast 35 Jahren ihres Bestehens zu einer geistigkulturellen Kraftquelle für die Sudetendeutschen insgesamt und zu einer Institution der Zukunftssicherung ihrer Gemeinschaft entwickelt hat, bleibt auch mit dem Namen ihres ebenso lang amtierenden Vorstandsvorsitzenden Dr. Fritz Wittmann verbunden. Auch nach der Wende 1989 und den neuen Verhältnissen in Europa war es für den Politiker und bekennenden Egerländer Dr. Fritz Wittmann selbstverständlich, dass er die sudetendeutsche Sache nie aus dem Auge verlor. Nachdem das Schirmland Bayern im Vertrauen auf die Stiftung durch eine beachtliche Zuwendung in das Stiftungsvermögen die Voraussetzung dafür geschaffen hatte, ergriff Fritz Wittmann auch durch ganz persönliches Engagement beherzt die neuen Möglichkeiten grenzüberschreitender Zusammenarbeit. Für die sudetendeutsche Volksgruppe war und ist es ein Glücksfall, einen Landsmann zu den ihren zählen zu können, der fachliches Können, politische Weitsicht und persönliches Engagement immer auch mit Bekenntnis zur Herkunft und Heimat verband. Fritz Wittmann ist ein Beispiel für Kontinuität im Wandel und Heimatbewußtsein als Voraussetzung für Weltoffenheit. Mit seinem "Egerländer Charme" trug er nicht nur zur Bereicherung mancher Gesprächsrunde, sondern auch zu mancher Klarstellung bei. Dass die Familie mehr ist, als nur Versorgungsgemeinschaft, dass stellen seine Frau, der Sohn und die beiden Töchter bis heute unter Beweis. Sie sind die Stütze und die Kraftquelle für Dr. Wittmann, die ihn die körperlichen Schwierigkeiten leichter ertragen lassen. Wir können nur unseren Dank sagen, dem Politiker, dem Landsmann und Freund. Er hat sich um Deutschland, um seine Heimat und die sudetendeutsche Volksgruppe große Verdienste erworben. Wir alle, und ich als sein Nachfolger in der Sudetendeutschen Stiftung zumal, hoffen, dass er uns auch weiterhin als Ratgeber und Freund zur Verfügung steht. Wir wünschen ihm und seiner Familie alles Gute. |
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